Veterinär-Physiotherapie
     
 

Was ist Veterinär-Physiotherapie?
Welche Tiere können physiotherapeutisch behandelt werden?
Einsatzgebiete der Veterinär-Physiotherapie
Physiotherapeutische Behandlungsmethoden
Zusammenwirken der verschiedenen Behandlungsmethoden
Wann ist die Tier-Physiotherapie sinnvoll?

     
  Was ist Veterinär-Physiotherapie?

Die Physiotherapie ist eine der ältesten Heilmethoden der Welt und wird seit Jahrtausenden am Menschen erfolgreich angewendet. Es handelt sich um ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Anwendung physikalischer, das heißt arzneiloser Mittel, beschäftigt, wie z. B. Massage und Krankengymnastik. Seit einigen Jahren werden nun auch in der Veterinärmedizin große Erfolge mit der Veterinär-Physiotherapie erzielt und in den USA, Großbritannien und den Niederlanden ist sie längst selbstverständlich. Dies ergibt sich schon aus der Vielfalt der Anwendungsgebiete. Die Veterinär-Physiotherapie fängt da an, wo übliche Therapiemöglichkeiten aufhören oder nicht gewünscht sind bzw. ergänzt diese.

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  Welche Tiere können physiotherapeutisch behandelt werden?

 In der Regel werden Hunde und Pferde therapiert, aber auch andere Tiere, wie zum Beispiel Katzen, können Anwendungen erhalten. Die Ursachen für Probleme liegen beim Hund zum großen Teil in der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeit und den Gefahren des Lebens in der Stadt, und in dem hohen Alter, das er in der menschlichen Obhut erreicht, aber auch an vielen züchtungsbedingten Dispositionen. Beim Pferd liegen die Gründe oft in seiner intensiven sportlichen Nutzung und einer eingeschränkten Bewegungsmöglichkeit.

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Einsatzgebiete der Veterinär-Physiotherapie:

physiotherapeutische Maßnahmen bei Problemen des Bewegungsapparates

Muskelaufbau vor geplanten Operationen am Bewegungsapparat
Rehabilitation nach Unfällen und Operationen am Bewegungsapparat
  Wiederherstellung des physiologischen Gangbildes
  Lymphdrainage
  Narbenbehandlung nach Operationen
  Behandlung von Gelenks- und Muskelfunktionsstörungen
  Sportphysiotherapie für Turnier und Wettkampf
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  Physiotherapeutische Behandlungsmethoden:

Massage:
Lockerung verkrampfter und verspannter Muskulatur, Kräftigung schlaffer Muskeln, Stimulation von Nerven, Förderung der Durchblutung und des Stoffwechsels, Steigerung der allgemeinen Leistungsfähigkeit, hat beruhigende Wirkung auf nervöse Tiere
Krankengymnastik:
Aufbau und Kräftigung der Muskulatur, Mobilisation von Gelenken, Dehnung von Muskeln, Sehnen und Bändern, Training der Nervenansteuerung, Konditionsverbesserung, Steigerung der allgemeinen Leistungsfähigkeit
Thermotherapie:
Schmerzlinderung, Entspannung der Muskulatur, Kreislaufanregung, Abbau von Schwellungen
Lymphdrainage:
Abtransport von Gewebeflüssigkeit, Entstauung der Gliedmaßen
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Das Zusammenwirken der verschiedenen Behandlungsmethoden:

Durch das Zusammenwirken von Tier-Physiotherapie, tierärztlicher Behandlung und beim Pferd auch Hufbeschlags-Anpassung bekommt das Tier die größtmögliche Chance, schnell wieder gesund zu werden.

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Wann ist die Tier-Physiotherapie sinnvoll?
- einige Beispiele für Hund und Pferd - 


Arthritis (akute Gelenkentzündung)
Bei der akuten Gelenkentzündung kommt es zu einem Gelenkerguss, wodurch eine schmerzhafte Gelenkschwellung entsteht. Dabei kann auch der Gelenkknorpel degenerieren.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Erhalt der Gelenk- und Muskelfunktionen, Kapsellockerung, Abtransport des Gelenkergusses, Erhalt des normalen Gelenkknorpels, Vermeidung einer Beugekontraktur der Gliedmaße.

chronische Bronchitis
Bei der chronischen Bronchitis handelt es sich um eine Entzündung der Schleimhaut, die die Bronchien auskleidet.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Auflockerung des zähen Bronchialsekrets, damit die Bronchien durch „Abhusten“ vom Schleim befreit werden

Bandscheibenvorfall bei Hunden (Dackellähme, Discopathie)
Altersbedingter Bandscheibenschaden (Elastizitätsverlust) ab dem etwa 10. Lebensjahr. Rassebedingte Degeneration der Bandscheiben schon im Alter von 4 bis 6 Jahren, z. B. beim Dackel, Pekinesen, Spaniel, Pudel, Beagle.
Die degenerierte Bandscheibe kann den Druck zwischen den einzelnen Wirbeln nicht mehr auffangen und platzt, wobei der Gallertkern austritt und auf das Rückenmark (Nerven) drückt. Dieser Zustand löst so heftige Schmerzen aus, dass sich die Rückenmuskeln stark verkrampfen, wodurch die Unbeweglichkeit der Wirbelsäule weiter verstärkt und der Druck auf die Bandscheibe erhöht wird.
Nun drückt die Bandscheibe noch stärker gegen die Nerven und das Problem potenziert sich! Auch können Lähmungen in der Hinterhand (manchmal auch aller vier Gliedmaßen) auftreten.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Lockerung der verkrampfen Rückenmuskeln zur Schmerzreduktion. Dadurch wird der Druck von den Bandscheiben genommen, wodurch eine spontane Rückbildung des Bandscheibenvorfalls begünstigt wird. Entgegenwirken einer Atrophie (Rückbildung) und Erhaltung der gelähmten Muskeln, da diese nach der Beseitigung der Lähmung dringend benötigt werden.
 
Hüftgelenksdysplasie beim Hund (HD)
Betroffen sein können alle jungen Hunde großer, schwerer Rassen, z. B. Deutscher Schäferhund, Boxer, Rotweiler, Berner-Sennenhund, Hovawart, Dogge, Bernhardiner, Mastiff, aber auch Spaniel und Pekinesen. Die Hüftgelenksdysplasie ist erblich bedingt und tritt erst während des Wachstums (ca. 4. bis 10. Lebensmonat) auf.
Es handelt sich um Veränderungen des Hüftgelenks, wobei die Gelenkpfanne und der Oberschenkelkopf nicht mehr genau ineinander passen. Die HD ist unheilbar, muss aber nicht zwangsläufig zu Problemen führen. Der auslösende Moment für Probleme bei dieser Krankheit sind häufig Trauma, Sturz, unglücklicher Sprung.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Die verkrampfte Hüftmuskulatur wird gelockert, um die Schmerzen zu beseitigen. Die Haltefunktion der Muskeln wird wieder hergestellt, die Gelenkmechanik verbessert, und es wird versucht, das Fortschreiten der Arthrose zu verzögern.
 
Lahmheiten
Die Ursache für Lahmheiten kann sehr vielfältig sein. Oftmals handelt es sich um Störungen in dem sonst perfekten Zusammenspiel von Muskulatur, Sehnen, Bändern und dem knöchernen Skelettsystem.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Hier richtet sich die Physiotherapie nach der jeweiligen Ursache der Lahmheit (Diagnose des Tierarztes). Das Ziel ist der optimale Bewegungsablauf.

 
Lähmungen (Parese, Paralyse)
Durch eine Erkrankung des Nervensystems ist die Bewegungsmöglichkeit bestimmter Körperteile eingeschränkt oder unmöglich.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Stimulation des geschädigten Nervs, um seine Regeneration zu beschleunigen. Der Atrophie (Rückbildung) muss entgegengewirkt werden, damit die Muskulatur erhalten wird, um diese für einen neuen Einsatz bereit zu halten. Bei wiederkehrendem Nervenimpuls wird die Arbeit des Muskels unterstützt und es folgt ein Muskeltraining.
 
Narben
Narben können zu Verwachsungen der Haut mit den darunter liegenden Schichten führen. Sie neigen dazu, sich zusammenzuziehen, was gerade in Gelenknähe zu erheblichen Beeinträchtigungen der Bewegung führen kann.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Nach Absprache mit dem Tierarzt (frühestens drei Wochen nach der Narbenentstehung) wird die Narbe von den darunter liegenden Schichten gelöst, um die Muskelgleitfähigkeit wieder herzustellen. Dem Zusammenziehen der Narbe wird entgegengewirkt.
 
Operationen am Bewegungsapparat (nach Knochenbrüchen, Kreuzbandriss)
Zur Heilung bedarf es einer längerandauernden Ruhigstellung der Gliedmaße in einem (Gips-) Verband. Durch diese Ruhigstellung vernarben und atrophieren (Rückbildung) die Muskeln und an den Gelenken treten degenerative Veränderungen auf.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Die Heilung der noch im Verband befindlichen erkrankten Gliedmaße wird gefördert. Im Rücken und bei den anderen Gliedmaßen, die jetzt vermehrt Gewicht zu tragen haben, wird die Überbelastung ausgeglichen. Nach der Schienen-/Verbandsentfernung werden die Funktionen der vernarbten und geschwächten Muskeln sowie die Beweglichkeit und Stabilität der Gelenke wieder hergestellt, sodass die erkrankte Gliedmaße wieder normal belastet werden kann.
 
Schwimmer-Syndrom bei Hunden
Betroffen sind Welpen verschiedener Rassen zwischen 10 und 16 Tagen, manchmal bis zu vier bis fünf Wochen. Die Welpen können weder stehen noch laufen, liegen mit gegrätschten Vorder- und Hinterbeinen auf dem Bauch und machen rudernde Bewegungen. Es kommt bald zu nicht behebbaren Verformungen der Gliedmaßen und des Brustkorbes.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Bei rechtzeitiger Behandlung können die Gliedmaßen belastbar gemacht werden.
 
Verstopfung (Obstipation)
Verzögerte Kotentleerung.
Ziel der Veterinär-Physiotherapie:
Bei fehlender Darmtätigkeit Stimulierung der Darmtätigkeit. Bei Krämpfen Lockerung und Entspannung. Dauerhaft ist der Erfolg nur, wenn die Ursache (z. B. unregelmäßige Möglichkeit zum Kotabsatz, gestörte Darmflora, mangelnde Bewegung, falsche Ernährung) beseitigt wird!
 
Weitere Indikationen:
Altersbeschwerden
Arthrose
Beckenrotation
Durchblutungsstörung
Gelenkerkrankungen
Kniescheibenverrenkung
Kreislaufprobleme
Muskelrückbildung
Muskelfaserriss
Ödeme
Schwellungen
Schmerzen
Sehnen-/ Bändererkrankungen
Verrenkung/ Verstauchung
Zerrung
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